Verleihung der Medienpreise 2011
der drei Tageszeitungen im Landkreis Schwäbisch Hall
im Rahmen des
Empfangs der Wirtschaft
am 26. Mai 2011 in der Gemeindehalle Fichtenberg
Laudatio auf den ersten Preisträger
das Internet-Café des Graf-Pückler-Heims Gaildorf,
gehalten von Klaus Michael Oßwald, Redaktionsleiter der
RUNDSCHAU für den Schwäbischen Wald / Der Kocherbote
Liebe Gäste,
im Namen der drei Tageszeitungen im Landkreis Schwäbisch Hall
darf ich überleiten zur 13. Verleihung der Medienpreise im Rahmen
des 13. Empfangs der Wirtschaft. Wir – nämlich meine Kollegin
Tanja Kurz vom Haller Tagblatt, mein Kollege Andreas Harthan vom
Hohenloher Tagblatt und ich – werden ihnen in den folgenden
Minuten beweisen, dass die Zahl 13 für uns alles andere als eine
Unglückszahl ist. Denn unsere diesjährigen Preisträger sind
Glücksfälle für unser Gemeinwesen, jede ihrer engagierten Taten ein
Gewinn.
Als Preisträger werden, wie es die drei Zeitungsverlage einmal
formuliert haben, „sehr engagierte Menschen ausgewählt, die den
Redaktionen in ihrer journalistischen Arbeit im Landkreis Schwäbisch
Hall besonders auffallen, die Mut beweisen, prägend für unseren
Landstrich sind, Visionen haben oder auf ein bemerkenswertes
Lebenswerk zurückblicken“.
Wir wollen Sie nun nicht weiter auf die Folter spannen und gleich zur
Tat schreiten.
Als wir im vergangenen Jahr die Ehre hatten, verdiente
Persönlichkeiten mit dem Medienpreis zu ehren, war einer unserer
heutigen Preisträger gerade mal eine Woche alt. Offiziell zumindest.
Denn die Vorarbeiten für die beispielhafte Initiative, die wir heute
Abend auszeichnen wollen, haben schon Monate vorher begonnen.
Ich spreche vom Gaildorfer Internet-Café für Senioren, das der
Kreisseniorenrat in Kooperation mit dem Graf-Pückler-Heim als dritte
Einrichtung dieser Art in unseren Breiten ins Leben gerufen hat.
Daraus erwachsen ist eine wunderbare Mischung aus professioneller
und ehrenamtlicher Seniorenbetreuung.
Dem multitalentierten Unruheständler Uli Braxmaier, der sich als
Koordinator des Projekts engagiert, ist es auf Anhieb gelungen, zehn
ehrenamtliche Mentoren um sich zu scharen: Wolfgang Baur, Rolf
Bohn, Heidi Bühler, Gabriele Fürter, Horst Kolbe, Uwe Kronmüller,
Lenore Lübke, Gerhard Merz, Rolf Müller und Wolfgang Schick. Und
nun konnte, wie sich der rührige Heimleiter Bernd Feucht damals
ausdrückte, die „spannende Reise“ beginnen.
Sechs PC-Arbeitsplätze waren durch die „Graf von Pückler und
Limpurg’sche Wohltätigkeitsstiftung“ gesponsert worden, um die
Installation hatten sich René Schaaf und die Azubis der Firma HEM
verdient gemacht – um alles andere das Mentoren-Team, das
angetreten war, um den reiferen Jahrgängen in Stadt und Land die
Angst vor der Computer-Maus zu nehmen.
Der Start war furios, das Interesse enorm. Die Gruppe bestach durch
eine bemerkenswerte Pressearbeit. Schnell war die Vereinbarung
verworfen, das Internet-Café jeden Monat einmal zu öffnen. Uli
Braxmaier, erfahrener Techniker und Informatiker, und seine im
Umgang mit moderner Kommunikations-Technologie ebenso
versierten Mitstreiter erklärten sich spontan bereit, den Senioren
Woche für Woche mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Seit Beginn des Projekts ist die Teilnahme an den wöchentlichen
Treffen für alle Senioren frei – auch für Nicht-Heimbewohner. Die
Atmosphäre ist familiär, eine Mischung aus Kaffeeklatsch und
kurzweiligem Seminar. Dazwischen wird viel gelacht. Und vor allem:
Niemand muss sich schämen, wenn einmal Erlerntes vergessen wurde.
„Jeder wird individuell dort abgeholt, wo er im Moment ist“, lautet die
Maxime. Leistungsdruck ist ein Fremdwort.
Mancher Betreiber eines Internet-Cafés für junge Leute würde vor
Neid erblassen, schaute er an einem Mittwochnachmittag im Pückler-
Heim vorbei - so „cool“ ist dort die Atmosphäre!
Bis zu 20 Teilnehmer scharen sich an manchen Tagen rund um
Rechner, Tastaturen und Monitore. Dazu zählen einige „Stammgäste“,
die inzwischen ein eigenes E-Mail-Postfach haben und ihre „Mails
checken“ möchten. Momente der Rührung gibt es, wenn wieder eine
Nachricht vom Sohn aus Afrika da ist. Wenn man Neues aus der alten
Heimat im Osten erfährt, die Jahrzehnte lang hinter dem „Eisernen
Vorhang“ unerreichbar schien. Wenn man mit jahrelang nicht mehr
gesehenen Freunden Lebensgeschichten über das weltweite Netz
austauschen oder ihnen eigene Gedichte zukommen lassen kann.
Wenn man – zumindest virtuell – noch einmal auf „Weltreise“ gehen
darf ...
Was ihnen von weiten Teilen der Kommunikations-Branche leider
immer noch vorenthalten wird, erfahren die Senioren im Pückler-
Heim: Sie dürfen wieder teilhaben an neuen Entwicklungen, erleben
den Begriff Gemeinschaft neu, werden ernst genommen, geistig
gefordert. Und sie spüren, dass da jemand ist, der sich Zeit für sie
nimmt. Sichtbare Zeichen dieses neu gewonnenen Lebensgefühls:
Manche Café-Besucher haben sich inzwischen ein eigenes Notebook
zugelegt, um auch außerhalb der Öffnungszeiten üben zu können.
Dass die Mentoren mit Herz bei der Sache sind, lässt sich bei einem
Besuch unschwer erkennen. „Wir reißen hier nicht Stunden runter“,
wie einer der Ehrenamtlichen unlängst seinen Einsatz auf den Punkt
brachte, „wir haben selber Spaß dabei!“ Und vor allem viel Freude,
wenn sie wieder einem ihrer Schützlinge nicht nur neuen Lebensmut
vermitteln konnten, sondern auch das Gefühl, nach wie vor ein
vollwertiger Mensch zu sein.
Manchem der teilnehmenden Senioren hat diese wertvolle Einrichtung
neuen Schwung gegeben. Und ihnen unmissverständlich signalisiert:
Das Abstellgleis – auch wenn dieser Begriff nur im übertragenen Sinn
gebraucht wird – ist etwas für ausrangierte Lokomotiven! Menschen
haben dort nichts zu suchen!
Wer nun auch diese Freude im gemeinsamen Surfen mit unseren
älteren Mitbürgern spüren möchte, ist eingeladen, sich dem Team um
Uli Braxmaier anzuschließen. Die Mentoren freuen sich über jeden
neuen Mitstreiter – ebenso über Sponsoren, die das beispielhafte
ehrenamtliche Engagement unterstützen.
Eben dieses große Engagement erinnert uns an zwei liebenswerte
Menschen, die als wahre Wohltäter in der Geschichte der Stadt
Gaildorf und des Limpurger Landes einen Ehrenplatz haben: Graf
Gottfried und Gräfin Adele von Pückler-Limpurg. Sie haben ihr
gesamtes Vermögen in eine Stiftung eingebracht, die ihren Namen
trägt und die solche wertvollen Einrichtungen wie das Internet-Café
ermöglicht. Die beiden hätten sicher ihre helle Freude an diesem
Projekt – so, wie sich heute Matthias Rebel freut, der als
Geschäftsführer der Stiftung das Vermächtnis des gräflichen Paares
pflegt.
Erinnern wir uns zum Schluss an die anerkennenden und
aufmunternden Worte von Professor Dr. Reiner Blobel. Der
Vorsitzende des Kreisseniorenrats hatte zur Eröffnung des Internet-
Cafés den Machern attestiert: „Sie haben genau das Richtige getan!“
Lieber Herr Professor Blobel, ich hoffe, dass Sie es mir nicht übel
nehmen, wenn ich diesen Satz auch auf unsere Entscheidung beziehe,
den Medienpreis 2011 an das Internet-Café des Graf-Pückler-Heims
Gaildorf zu verleihen.
(Klaus Michael Oßwald, 26. Mai 2011)
Klaus Michael Oßwald; Uli Braxmaier;
Folker Förtsch; C. Sylvia Weber; Uli Braxmaier;
Mentoren und Gäste bei der Preisverleihung
Mentoren und Gäste bei der Preisverleihung
Mentoren und Gäste bei der Preisverleihung
Artikel und Bilder mit freundlicher Genehmigung der Rundschau
Mentoren und Gäste auf der Treppe von Schloss Hof, Österreich.
Dies ist natürlich eine Fotomontage. Die Idee dahinter ist, Ihr Interesse zu wecken. Wenn Sie so etwas selbst einmal erstellen möchten, sprechen Sie uns im Internet-Cafe an. Wir freuen uns darauf.